Es ist zum Schweigen - ein Aus-Kotz-Blog

 

Schweigen als Antwort ist offensichtlich zu einer gesellschaftlich anerkannten Norm verkommen. Ich frage mich an dieser Stelle: Wem macht das eigentlich Spaß? Wen verletzt es nicht?

Was ist passiert? Mindestens zum 4. Mal wurde ich von einem Verlag um die Vorstellung eines Projektes gebeten und am Ende enttäuscht. Wohl gemerkt: Ich war durch Stilsicherheit und Fleiß aufgefallen und DIEjenigen kamen auf MICH zu! Also habe ich mich extra hingesetzt, die Idee ausformuliert, ein Konzept erstellt und es kurz präsentiert. Darauf kam auch dieses Mal eine überaus positive Rückmeldung und das Interesse auf Details wurde schlicht euphorisch geäußert. Ich sah mich demnach ermutigt, jenem Verlag ein Exposé zu schreiben und fast 100 Seiten Fließtext zu verfassen, um eine Leseprobe zu haben. (Dieser Blog berichtete.) Das war vor sechs Wochen.
Darauf kam wieder einmal: Nichts.

Nachdem mir dieser Verlag die Wochen und Monate zuvor auf jede noch so kleine E-Mail innerhalb von zwei Tagen geantwortet hatte, erhielt ich diesmal nicht mal eine Eingangsbestätigung.
Gutmensch-Claudi war aber natürlich zu blöd, die Zeichen zu deuten. Das hatte sie Verlagen gegenüber nicht zum ersten Mal gemacht. Wie gesagt, schon zum 4. Mal verwechselte ich Geduld mit Gutglauben, hielt mich brav zurück, wartete. Als Autor hört man schließlich immer wieder: »Nachfragen kommen ungut, die melden sich dann.« Wie erwähnt: ICH wurde um eine Präsentation gebeten. Es handelte sich keinesfalls um ein unaufgefordert eingereichtes Manuskript. (Obwohl ich hier die Nicht-Reaktion ähnlich verwerflich finde.)

Es ist nicht so, dass es mir nur mit Verlagen so geht. Oder ich die Einzige wäre. Andauernd berichten mir Freunde von ihren Odysseen in Bewerbungsverfahren oder gar auf der Partnersuche, dass der Hang zum Schweigen, sobald das Interesse verlorengeht, beängstigend verbreitet ist. Erinnert auch an das sehr hippe Konzept des Ghostings.

Man bleibt allein mit der Erkenntnis, dass all die Mühe, all das Hoffen vergebens war. Wie sich das anfühlt? Ziemlich scheiße.
Talent, Liebenswürdigkeit, ja der eigene Wert als Mensch wird bezweifelt. Hatte man die Zeichen falsch gedeutet? Wo lagen die Fehler? Ja, was zur Hölle habe ich falsch gemacht, dass ich offenbar eine solche Behandlung verdiene?
Es fühlt sich beschissen und falsch an!
Und ich frage mich: Ahnt die andere Seite denn gar nicht, was sie damit anrichtet? Hatten er oder sie dieses Gefühl nie? Kann diese Angst vor der absoluten Falschheit nicht von jedem nachvollzogen werden? Tut man sowas gerade darum anderen an?
Es ist zum Schreien, zum Weinen.
Und ja, ich schreie und weine deswegen. Irgendwo muss dieses falsche Gefühl hin. Ich fühle mich äußerst menschlich: fehlgeleitet, fehlbar, lernfähig.

Und dann? Ihr seht es, oder? Reden hilft.
Ihr seid nicht allein mit diesem Eindruck von euch. Freunde helfen. Auch sie scheiterten, haben sich zu dem gemausert, was sie heute sind: wertvolle, kaputte Persönlichkeiten, die verstehen und Verständnis zeigen. Das hilft unheimlich und wärmt.
Ich weiß nicht, wie viele sonst an dieser Hürde scheitern. Sich verkriechen, die Flinte ins Korn werfen ...

Rückschläge mitten in die Fresse gehören leider dazu, wenn du den Weg des Erfolges beschreitest. Und das Schöne: je weiter du bist, desto härter werden die Schläge, irgendwann kommen sie mit der Faust. Und du kletterst höher, die Leiter hoch, den Berg hinauf der steil und steinig ist. Und wisst ihr, was dann passiert? Ihr könnt stürzen, wenn ihr geschlagen werdet, also fallt ihr. So oder so. Vielleicht nicht tief, aber es tut weh und ihr müsst aufstehen und den ganzen scheiß Weg nochmal laufen und ausweichen an der Stelle, wo der Schlag euch traf. Den nächsten seht ihr vermutlich wieder nicht kommen, netterweise kommt er mit dem Baseballschläger. Ich versuche mir einen Helm einzupacken und höre jetzt mal auf mit den Metaphern.

Ich bin lernfähig. Die letzte Woche war ich zu traurig zum Weitermachen, jetzt bin ich zu wütend zum Aufhören!
Ich versuche künftig meine hart erlernte Geduld nur noch anzuwenden, wenn es gerechtfertigt ist. Jemand der mich wirklich will, sei es ein Verlag, der eine talentierte Autorin; ein Mann, der eine starke Frau an seiner Seite haben oder eine Firma die eine ehrgeizige Angestellte möchte - die werden meine Geduld nicht herausfordern. Offenbar musste ich wenigstens schriftstellerisch viermal geschlagen werden, bis ich das kapiert habe ...